Liebe Freunde,

manchmal liegen liegen ein Ausflug in ein Naturreservat und politische Grenzgeschichten näher beieinander als man denkt. Bricht man von Managua nach San Carlos, gelegen am Rio San Juan und am Nicaraguasee auf, dann freut man sich, dass die Straße heute gut befahrbar ist und man in 4-5 Stunden ankommt. Weiter geht es in vier Stunden mit dem Boot in das an der Grenze zu Costa Rica gelegene Naturreservat „Los Guatuzos“, das mit dem centro ecologico und zwei, drei privaten Unterkünften den grünen Tourismus fördern will. Das Boot dorthin ist gut gefüllt und schnell wird klar, dass in dieser abgelegenen Gegend nicht alle Mitfahrer es auf Kaimane, Schildkröten, den berühmten Rana de ojos rojos abgesehen haben!


Es sind nur fünf Kilometer zur Grenze, die nur tagsüber offen und für Touristen, Bürger Costa Ricas und die sogenannten residentes, also Menschen mit Aufenthaltsgenehmigung eigentlich kein Hindernis darstellt. Für zehntausende von Nicaraguanern, die jenseits der Grenze in den Pflanzungen als Land- oder Erntearbeiter, der als Haushaltshilfe arbeiten und Weihnachten in Nicaragua verbracht haben sind die 35 Dollar für das Visum viel Geld, das man sich mit einem Schneller Grenzübertritt auf Schleichwegen, oder bei Nacht doch sparen kann. Zudem hatte Cost Rica aufgrund der Grenzstreitigkeiten und der Auseinandersetzungen um den Verlauf des Grenzflusses Rio San Juan zeitweise seine Konsulate geschlossen um den Druck etwas zu erhöhen.

Vom Nicaraguasee geht die Fahrt in eine kleine Flussmündung, die immer enger wird, gesäumt von riesigen Bäumen auf welchen Leguane und Garobos in grüner, oranger und grauer Farbe unterwegs sind und und Fischreiher und andere Vögel widerwillig dem dahingleitenden Kahn Platz machen, der sich durch das Wasserplanzendickicht schiebt. Der letzte Militärposten wird passiert, an der Anlegestelle Lebensmittelsäcke und Koffer und Rucksäcke entladen und von jungen Rekruten freundlich kontrolliert während wir uns nach unsere Unterkunft umsehen.

Doch die Mitreisenden sind schnell verschwunden, verstaut auf kleinen Lieferwagen, und dann bleibt der Wald wieder ganz den Affen und deren Geschrei, dem Natur- und Tierfreund auf der Suche nach der heilen Natur und den Plagegeistern, die mit einsetzender Dunkelheit auftauchen und die nächtliche Tour zur Tortour werden lässt. Wer hier mit Dengue- und Malariaängsten unterwegs ist hat eigentlich schon verloren und wird wenig Freunde an den nächtlichen Begegnungen mit inzwischen seltenen Tieren haben.

Die Tierwelt am Rio San Juan

Armando kennt die Plätze der Kaimane und der Schnappschildkröten ganz genau, leuchtet mit seiner Stirnlampe an die richtigen Stellen und gibt auch nach einer Stunde Suche nicht auf, bis er endlich einen Rotaugenlaubfrosch präsentieren kann. Natürlich fragen wir uns, wie unsere Mitreisenden mit Sack und Pack wohl über die Grenze gelangt sind, oder ob sie vielleicht doch bei einer der Kontrollen im Hinterland Cost Ricas aufgegriffen und ohne Papiere wieder nach Nicaragua abgeschoben werden.

Doch Armando lacht und wischt unsere Bedenken bei Seite. „Für uns ist das Alltag, was uns Sorge macht ist die Frage ob die Naturfreunde auch noch kommen, wenn der „Große Kanal“ hier ganz in unserer Nähe Wirklichkeit werden soll. Dass diese Pläne tatsächlich nicht nur Seifenblasenträume sind wird mir spätestens nach der zweiten Begegnung mit chinesischen Angestellten klar, die hier mit Vermessungs- und Erkundungsaufgaben unterwegs sind. Davon vielleicht beim nächsten Mal mehr.

Grüße aus dem heißen und feuchten San Carlos

Heinz

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