NicaMeldungen vom 27.07.2016

Abschlussrede von Dr. Arnold Matlin auf dem Ersten Internationalen Kongress der Partnerstädte in Managua, Nicaragua, 16.Juli, 2016

NicaNotes von Chuck Kaufmann: Diese Woche haben wir einen Gast-Blog von Dr. Arnold Matlin, der die Abschlussrede auf der Konferenz der internationalen Partnerstädte in Nicaragua in diesem Monat hielt. Dr Matlin ist seit langer Zeit ein Organisator der Solidarität mit Nicaragua und Leiter des Nicaragua-Netzwerkes und der Allianz für Globale Gerechtigkeit.

Verehrte Regierungsvertreter, Aktivisten und Freunde,

Mein Name ist Dr. Arnold Martin. Ich bin Gründungsmitglied der Task Force der El Sauce-Rochester-Partnerschaft. Ich bin auch Sekretär des Rochester-Komitees für Lateinamerika und emeritiertes Vorstandsmitglied der Allianz für Globale Gerechtigkeit. Die Matlin-Familie unterstützt eine Casa Materna in El Sauce durch das Projekt Nimian Ortiz. Magda Lanuza, die für mich übersetzt, ist die Projektleiterin.

Es ist eine große Ehre und ein Privileg, zu dieser wichtigen Konferenz von der Bürgermeisterin von El Sauce, Alcadesa Rosa Amelia Valle Vargas, eingeladen worden zu sein. Es ist auch eine große Ehre und Privileg gebeten zu werden, die programmatischen Schlussworte als Vertreter der Partnerschaftskomitees und der Solidaritätskomitees zu halten.

Dies ist eine wundervolle Konferenz gewesen, aber ich spreche am Ende von zwei langen Tagen, wenn jeder müde ist. Deshalb werde ich meinen Beitrag auf nur drei Punkte beschränken. Der erste richtet sich an jedermann in diesem Raum. Der zweite richtet sich an die offiziellen Vertreter Nicaraguas, die anwesend sind. Der dritte richtet sich an die Mitglieder ausländischer Partnerschaftsdelegationen.

  1. Traut niemals den Handlungen des US-Außenministeriums mit Nicaragua, ich wiederhole: traut n i e m a l s den Handlungen des US-Außenministeriums mit Nicaragua. Seit über einem Jahrhundert ist das US-Außenministerium niemals von seinem Ziel abgewichen: Nicaragua zu einer US-Kolonie zu machen. Man hat dies durch militärische Aggression, wirtschaftliche Aggression und politische Aggression gemacht.
    Es ist wahr, dass unsere Präsidenten dem Außenministerium entweder erlaubt oder es ermutigt haben, auf diese Weise zu handeln. Aber Präsidenten kommen und gehen, aber das Außenministerium wird für immer bleiben. Und es wird weiterhin versuchen, Nicaragua für immer zu zerstören. Sogar jetzt, da wir hier in diesem Konferenzraum sitzen, bemüht sich das US-Außenministerium aktiv, den rechten Parteien zu helfen, bei den Wahlen am 6.November zu dominieren.
    Nicaraguaner haben keine Wahl – sie müssen mit dem US-Außenministerium interagieren. Aber wenn ihr das macht, bitte denkt daran, nichts von dem zu glauben, was sie sagen oder tun.
  2. Offizielle Vertreter Nicaraguas – bitte helft den Partnerstädten, Nicaragua zu helfen. Wie wir an dieser bedeutenden Konferenz erkennen, will die Regierung von Nicaragua positive und wechselseitig hilfreiche Beziehungen mit ausländischen Partnerstädten. Aber in der Realität erscheint es manchmal fast, als versuche die Regierung von Nicaragua, die Helfer der ausländischen Partnerstädte zu bestrafen.
    Ein europäischer Compañero erwähnte Probleme beim pädagogischen Austausch. Darüberhinaus hat fast jeder US-amerikanische oder europäische Helfer, mit dem ich gesprochen habe, Probleme mit dem Zoll erwähnt. Wir in Rochester hatten dieses spezifische Problem. Wir sind keine reichen Leute. Wir sammeln Geld, indem wir Gebackenes und Essen verkaufen. Wenn wir endlich genug gesammelt haben, kaufen wir medizinische Präparate und verschiffen sie per Container nach Managua. All zu oft kommen die Container nach Managua und bleiben dort stecken. Egal wie sehr wir und die Bürgermeister sich bemühen, die Container liegen in Managua, wochenlang oder sogar monatelang. Wenn dann endlich die Container freigegeben werden, ist das Material verrottet. Es wurde zu Müll. Ich denke, wir Aktivisten aus den Partnerstädten brauchen einen „Zugangspunkt“ in das System. Wir brauchen eine Hotline zu einer Person, die die Motivation und die Autorität hat, uns zu helfen, diese Probleme zu lösen. Ich habe mit Nubia Luna von AMUNIC ( Verband der Gemeinden von Nicaragua) gesprochen. Nubia ist eine alte Freundin, weil sie Bürgermeisterin von El Sauce war. Ich habe mit Guiomar Irias von INIFORM ( Nicaraguanisches Institut für Gemeindeentwicklung) gesprochen. Guiomar ist eine neue Freundin, weil sie mir sagte: „Ich bin die Person, die der Zugangspunkt für Parnerschaftsprobleme sein wird.“ Ihre Telefonnummer ist: 505-8704-3471. Ihre e-mail: guiomar.irias@iniform.gob.ni. Ich hoffe, Compañera Guiomar wird eine Lösung für viele unserer Probleme mit dem Zoll liefern. Wir werden sehen.
  3. Aktivisten der Solidarität – steht an der Seite von Nicaragua! Warum sind wir solidarisch mit Nicaragua? Was unterscheidet Nicaragua von anderen lateinamerikanischen Nationen, die auch unseren Beistand brauchen könnten? Ich glaube, die Antwort ist, dass Nicaragua eine Revolution hatte, die einen fürchterlichen Diktator stürzte. Und dann wendete sich die Revolution nicht gegen das Volk. Die Revolution war eine Sandinistische Revolution, und die Sandinisten taten alles in ihrer Macht stehende, ihre revolutionären Versprechungen an das Volk von Nicaragua zu erfüllen.

Aber in den 1980er Jahren intervenierten die Vereinigten Staaten mit militärischer und wirtschaftlicher Aggression. Das Volk von Nicaragua hatte schon zu viele Märtyrer, und dann nach dem Triumph der Revolution hatte es wieder noch mehr Märtyrer. Ich werde nur eine nennen. Arlen Siu war eine der ersten Kämpferinnen des FSLN, die von der Nationalgarde zum Märtyrer gemacht wurde. Sie war nicht aus El Sauce, aber sie wurde in den Bergen in der Nähe von El Sauce getötet. Die Casa Materna in El Sauce wird zur Erinnerung an sie „Casa Materna Arlen Siu“ genannt.

Natürlich gab es unter den ausländischen Helfern weniger Märtyrer, aber jeder Märtyrer ist ein unnötiger Tod, der der Familie und den Freunden Schmerz verursacht. Der geschätzte Bürgermeister von Matagalpa hat schon mehrere ausländische Märtyrer aufgezählt, die von den Contras getötet wurden. Ich werde vor euch nur den Tod von Benjamin Linder erwähnen, dem jungen Ingenieur aus den USA, der von den Konterrevolutionären erschossen wurde. Bei seiner Beerdigung sagte Präsident Ortega: „Er kam nicht mit einer Flugzeugladung von Bomben, er kam mit einer Ladung von Träumen.“

Viele von uns verzweifelten, als der FSLN die Präsidentschaftswahlen 1990 verloren. Aber sie kapitulierten nicht. Sie verloren nicht ihr revolutionäres Feuer. Sie waren 16 Jahre lang in der Opposition, aber sie gaben niemals auf. Dann, im Jahre 2006, und noch einmal 2011, kehrte Präsident Ortega ins Amt als Präsident Nicaraguas zurück.

Diejenigen von uns, die nie die Hoffnung über die Zukunft Nicaraguas verloren haben, haben die Sandinistische Revolution seit 1979 bis in die Gegenwart unterstützt. Jetzt ist nicht die Zeit, dem FSLN den Rücken zu kehren. Wir schulden es dem Volk von Nicaragua, weiterhin ihre Revolution zu unterstützen, und die Partei ihrer Revolution zu unterstützen. Wir schulden es den Helden und Märtyrern, uns ihrer Opfer zu erinnern und ihr Werk weiterzuführen.

Nicht nur das, sondern wir müssen junge Menschen in diesen Kampf hineinführen. Diejenigen von uns, die Nicaragua in den 1980er Jahren besucht haben, haben jetzt alle graue Haare. Wir müssen daran arbeiten, progressiven jungen Menschen zu erklären, dass die Revolution in Nicaragua einzigartig war. Sie war nicht nur erfolgreich, sondern sie war ein Leuchtfeuer von Licht und Hoffnung für den Rest der Welt.

Dies ist die Zeit für jeden von uns, die Nicaraguanische Revolution zu unterstützen, indem wir die Organisation unterstützen, die die Revolution wahrmachte: den Frente Sandinista de Liberación Nacional!


Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung: Nicaragua-Forum Heidelberg. Tel.: 06221-472163, e-mail: info(at)nicaragua-forum.de V.i.S.d.P.: Rudi Kurz
Übersetzung: Peter Schulz.
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