Los Pipitos: Zwischen Hurrikan und Regenbogen

(aus Nicaragua Aktuell Dezember 2007)

Los Pipitos sind eine Selbsthilfeorganisation von Eltern behinderter Kinder und Jugendlicher in Nicaragua. Seit 1996 unterstützt das Nicaragua-Forum Heidelberg diese Organisation und vor allem das capitulo in Somoto. Heute arbeiten dort neben den drei Promotoren auch eine Ärztin und eine Krankengymnastin und betreuen über 450 Kinder und deren Familien. Somoto liegt im Norden des Landes an der Grenze zu Honduras. Die großen Entfernungen, fehlende Transportmittel und die Armut der meisten Familien erschweren die Arbeit ganz erheblich. Zusätzlich haben die extremen Niederschläge infolge des Hurrikan Felix schwere Verwüstungen und die Vernichtung von Teilen der Mais- und Bohnenernte bei über 150 Familien verursacht. Aus unseren Rücklagen haben wir 2000 US-Dollar zum Kauf von Saatgut für die betroffenen Familien zur Verfügung gestellt und hoffen auf Ihre Unterstützung.

Es gibt aber auch positive Nachrichten. Zwei aktuelle Entwicklungen freuen uns besonders:

Die Anfänge der Reittherapie

Durch unsere Einladung von Gladys Obregon nach Neckargemünd konnten wir die Umsetzung eines Konzeptes der Reittherapie in Nicaragua wesentlich vorantreiben. Heute werden an vier Orten Eltern und Promotoren ausgebildet, um die Reittherapie zu verankern, Somoto ist einer dieser Stützpunkte.

Mit Franziska Taube konnten wir eine angehende Ärztin für ein halbes Jahr nach Somoto vermitteln. Sie wird dort zusammen mit der Ärztin und der Krankengymnastin arbeiten und sinnvolle Ansatzpunkte für eine weitere Unterstützung der Familien entwickeln. Heute berichtet sie über die erste Ausbildung von Multiplikatoren in Somoto:

Anfänge der Reittherapie in Somoto

Reiten als Therapie findet in Deutschland seit den 50er Jahren bei sehr verschiedenen Krankheitsbildern Anwendung. So können Patienten mit Cerebralparese, Ataxie, Hemiplegie, Spastik und Down Syndrom genauso von dieser Art der Therapie profitieren, wie auch hyperaktive, und taubstumme Patienten.

In Nicaragua findet dieser Ansatz, der dort noch absolutes Neuland ist, vor allem unter der ärmeren Landbevölkerung eine ideale Ausgangslage: nämlich Eltern und Kinder, die an den Umgang mit Pferden oder Eseln gewohnt sind und geeignete freie Flächen und Tiere zur Verfügung haben.

Die positiven Effekte sind vielfältig: Beziehungs- und Vertrauensaufbau zum Pferd als Lebewesen, die Einbeziehung des Kindes in Dinge wie Pflege und Fütterung, das Spüren der Wärme und der Impulse des Tieres, Gleichgewichtsschulung und die Verbesserung der Koordination; die An- und Entspannung von Muskelgruppen wird dabei erleichtert, Konzentrationsfähigkeit und Selbstwertgefühl nehmen zu.

Auf diesem Hintergrund veranstalteten am 31.10. und 1.11.2007 zwei Freiwillige des ASA-Programms, Heike Jangen und Marianne Irmler, die in Deutschland als Physiotherapeutin bzw. Sonderpädagogin tätig sind, einen Workshop zur Reittherapie bei Los Pipitos in Somoto.

Insgesamt nahmen 11 Personen, darunter die Mitarbeiter der Organisation Los Pipitos, die Physiotherapeutin und betroffene Eltern, am Workshop teil. Es standen ein Pferd und zwei Eselinnen zur Verfügung, die Arbeit mit letzteren auch eine neue Erfahrung für die beiden Fachkräfte aus Deutschland.

Reittherapie mit Gladys Obregon

Nach einem Theorieteil (nötiges Zubehör, erwartete Effekte, Indikationen und Kontraindikationen) erlernten wir im praktischen Teil, wie man das Tier bürstet, die Hufe auskratzt, es sattelt und ruhig und gleichmäßig am Halfter führt. Zudem sollte jeder selbst erfahren, was es heißt, auf dem Tier zu sitzen und unterschiedliche Positionen einzunehmen. Stets liefen zu beiden Seiten des Tieres zwei "Therapeuten", die Sicherheit und Hilfestellungen gaben. Auf diese Weise gut präpariert, führten wir am Ende des Workshops die erste "Therapiestunde" mit sechs Kindern und ihren Eltern durch.

Diese brachten ihrerseits wieder neue Ansätze, z.B. das gemeinsame Reiten mit einem Kind ohne Kopfkontrolle oder das Gefühl für die Eltern, ihr Kind auf dem Pferd zu sehen, aber auch viel Spaß für die Kinder selbst.

Das Team von Los Pipitos ist nach dem Workshop sehr motiviert und plant die „equino terapia“ in ihr regelmäßiges Programm aufzunehmen, um auch andere Eltern zusammen mit ihrem Kind in jener Form der Therapie zu unterrichten. Für dieses Vorhaben wurden schon Reittiere organisiert

Unterschiedliche Vorstellungen gibt es derzeit noch über die Art der Fortführung der Kurse. Die Eltern mit ihren Reittieren sollen letztlich die zentralen Personen vor Ort sein, damit nicht unnötige Fahrstrecken nötig werden und die Kinder in der Stadt ein weiteres Angebot haben, die Kinder auf dem Land jedoch nicht. Wie dieses Problem gelöst werden kann, muss abgewartet werden. Jedenfalls sind weitere Schulungen nötig, und es wird ein neues Konzept erarbeitet.“

Für diese neue Maßnahme, wie für den laufenden Betrieb mit der Finanzierung von Promotoren, einer Krankengymnastin, Unterricht für gehörlose Kinder und Jugendliche, Fortbildungen für Eltern, Hilfsmitteln, Medikamenten und vielen anderen Maßnahmen benötigen wir 12000 € pro Jahr. (hr)

Wir bitten um Ihre Spenden unter dem Stichwort : "Los Pipitos"


Für die Finanzierung der Arbeit von Los Pipitos in Somoto bitten wir Sie um ihre Unterstützung.
Bankverbindung:
Nicaragua-Forum Heidelberg | Konto Nr. 1517732
Bezirkssparkasse Heidelberg | BLZ: 672 500 20
Stichwort: Los Pipitos