Meldungen aus Nicaragua vom 30.08.2011
- European Union to send observers
- Ortega condemns bombing of Libya
- Schwedischer Film: Borge verantwortlich für die Bombe von La Penca
- Murderer of priest captured
- Kaffee ist König, aber es gibt noch viel zu tun
- Gewerkschaftstreffen der Hemisphäre in Managua
- Mutter der Kubanischen Fünf besucht Nicaragua
- More visitors to Somoto Canyon
Schwedischer Film: Borge verantwortlich für die Bombe von La Penca
In dem Dokumentarfilm „Das letzte Kapitel, adiós Nicaragua“ untersucht der Regisseur Peter Torbiornson unter Verwendung zahlreicher Interviews die Verantwortung für das Deponieren einer Bombe bei einer Pressekonferenz im Mai 1984, die von dem damaligen Konterrevolutionär Eden Pastora an der Grenze zwischen Nicaragua und Costa Rica abgeholten wurde. Sieben Menschen wurden von der Bombe getötet, vier von Pastoras Kämpfern und drei Journalisten. Fünfzehn weitere Journalisten und sieben Kämpfer wurden verwundet. Während der Jahre wurden verschiedentlich die Sandinistische Revolutionsregierung und der US-amerikanische Geheimdienst (CIA) verantwortlich gemacht.
Torbiornson, der Nicaragua am 24.August für die Vorführung des Films besuchte, war Journalist, der über Nicaragua in den 1980er Jahren berichtete. Er macht sich selbst Vorwürfe, dass er einverstanden gewesen sei, zu der Pressekonferenz einen Fotografen mitzunehmen, den er von Anfang an verdächtigt habe, kein Däne namens Per Anker Hansen und nicht einmal Fotograf zu sein. Nach den Worten von Torbiornson war er in Wirklichkeit Argentinier mit Namen Roberto Vital Gaguine, der als Agent für das Innenministerium Nicaraguas und seinen Chef Tomas Borge gearbeitet habe. Torbiornson sagt, dass es Vital Gaguine gewesen sei, der die Bombe deponiert habe, die Pastora verwundete, aber nicht tötete. Seine Darstellung der Ereignisse wird von Luis Carrion gestützt, der in jener Zeit der zweite Mann im Führungsstab des Innenministeriums unter Borge war. In dem Film bestreitet Borge vehement jegliche Verantwortung.
Eden Pastora, das Ziel der Bombe, sagte, dass Torbiornson und Gaguine die einzig Verantwortlichen für das Bombenattentat gewesen seien, und er würde Torbiornson, zusammen mit Garrion (Gaguine ist in der Zwischenzeit verstorben), offiziell begangener Verbrechen gegen die Menschlichkeit anklagen. Nach den Worten Pastoras seien Torbiornson und Gaguine gekommen, um ihn im Lager der Contras vor der Pressekonferenz zu erschießen, aber sie hätten, da sie diese Aufgabe nicht hätten ausführen können, beschlossen, die Bombe zu deponieren, die unschuldige Menschen tötete. Er bestreitet, dass offizielle Vertreter der Sandinisten vorher von dem Angriff gewusst hätten, und er glaubt, dass die Aufführung des Films zum gegenwärtigen Zeitpunkt Teil der Kampagne gegen die Wiederwahl von Präsident Daniel Ortega sei.
Der Film gewann den Giraldillo de Oro-Preis für den besten europäischen Dokumentarfilm beim Film-Festival 2010 in Sevilla. (El Nuevo Diario: 25.August; La Prensa: 29.August; Radio La Primerísima: 29.August)
Kaffee ist König, aber es gibt noch viel zu tun
Die Kaffeeerntezeit 2010-2011 wird am 30.September mit geschätzten 411,8 Millionen US$ an Verkaufswert aus 1,7 Millionen Zentner Kaffee zu Ende gehen. Die internationalen Kaffeepreise haben die Marke von 270 $ für einen Zentner überschritten, was einen Gesamtverkaufswert von 411,8 Millionen US$ ergibt. Der Kaffee-Zyklus, der am 1.Oktober beginnt, wird nach den Worten von Jose Antonio Baltodano, dem Präsidenten der Cisa-Gruppe, „ein prächtiges Jahr“ werden.
Einige Analysten, einschließlich Baltodano, sagen, dass Nicaraguas Produktion bei ausreichenden Investitionen und mehr Krediten für die Anbauer verdoppelt werden könnte. „Wir müssen die Kaffeehaine erneuern und mindestens 3 500 Sträucher per Manzana ( 1,7 Acre; 1 Acre=4 047 qm) pflanzen,“ sagte er. Nicaraguas Produzenten ernten durchschnittlich 8-12 Zentner Kaffee pro Manzana, Costa Rica und Guatemala dagegen im Vergleich über 20 Zentner. Der Generalmanager der Bank von Mittelamerika (BAC), Juan Carlos Sanson, entgegnete, dass genügend Kredite verfügbar seien. BAC alleine verfüge über 150 Millionen US$ für landwirtschaftliche Kredite. Während Nicaragua zwar weniger Kaffee pro Acre als seine Nachbarn produziere, so verteidigte die Vereinigung für Nicaraguanischen Spezialkaffee (ACEN) Nicaraguas Kaffee mit dem Hinweis, dass er durchwegs bei internationalen Wettbewerben mit höherem Qualitätssiegel bewertet werde, und somit für Nicaragua Spitzenpreise erziele.
Kaffee ist Nicaraguas Spitzenexporterzeugnis. Die Regierung schätzt, dass 322 000 Acres von 43 000 Produzenten bearbeitet werden.
Kaffeeproduzenten und Kaffeeverarbeiter treffen sich in Managua vom 29. bis 30.August, um über ihre Branche auf dem 10. Internationalen Ramacafe Kaffee-Kongress 2011 zu diskutieren. Nicaraguas Anbauer riefen die Regierung auf, die Infrastruktur, wie z.B. Straßen und Brücken, zu verbessern und die Legalisierung von Besitztiteln in den Kaffeegebieten zu beschleunigen. (La Prensa: 23.August; El Nuevo Diario: 27.August; Radio La Primerísima: 29.August)
Gewerkschaftstreffen der Hemisphäre in Managua
Nicaragua war Gastgeber für den Kongress der Gewerkschaften Unseres Amerikas (ESNA) in Managua vom 25.-27.August mit 337 Delegierten von 130 Organisationen in 27 Ländern. Das erste Treffen fand vor drei Jahren in Ecuador statt. Besonderer Gast in diesem Jahr war Irma Shewerert, die Mutter von Rene Gonzalez, einem der Kubanischen Fünf, die lange Freiheitsstrafen in den Vereinigten Staaten für ihren Anti-Terrorismus-Einsatz abbüßen (Siehe Extra-Artikel)
Präsident Daniel Ortega sprach zu den Delegierten am letzten Abend und ermahnte sie, die politischen und sozialen Veränderungen in Lateinamerika, die die Menschen begünstigten, zu verteidigen. Er sagte, der Kongress zeige einen geeinten Geist, Handlungen im anti-imperialistischen, anti-neoliberalen Kampf zu planen. Er sagte weiterhin, dass sich in Lateinamerika die Fähigkeiten progressiver Kräfte vermehrten, weil die Menschen nie aufgegeben hätten und immer präsent (im Kampf) gewesen seien. „Gegen mehr Repression: mehr Rebellion; gegen mehr Terror: mehr Mut; gegen mehr Brutalität und Barbarei: mehr Bewusstsein und Standhaftigkeit in unseren Idealen – das ist die Erfahrung dieses Kontinents gewesen;“ stellte er fest.
Die Delegierten drückten ihre gemeinsame Einschätzung aus, dass die Krise im Kapitalismus noch klarer gemacht habe, dass die Rettung der Menschheit im Sozialismus liege. Die Erklärung des 4. ESNA-Kongresses bekräftigte das Versprechen, weiterhin die Rechte der Arbeiter zu verteidigen, forderte die Freilassung der Kubanischen Fünf durch die USA, drückte ihre Unterstützung für den revolutionären Prozess der Sandinisten aus und verurteilte die Aggression gegen Palästina und Libyen. Die Erklärung verurteilte auch die Regierung von Chile für Tod und Repression gegen die Studentenbewegung, sowie die wachsende Anwesenheit von US-Militärbasen und militärischen Operationen in Lateinamerika.
Der Generalsekretär der Kubanischen Arbeiterzentrale (CTC), Salvador Valdes, sagte vor der Versammlung, dass der Neoliberalismus die Gewerkschaften auseinanderdividieren, zersplittern und atomisieren könne, „aber in Lateinamerika hat sich diese Geschichte umgedreht.“ (Radio La Primerísima: 25.,29.August)
Mutter der Kubanischen Fünf besucht Nicaragua
Irma Shewerert, die Mutter von Rene Gonzalez, einem der fünf kubanischen politischen Gefangenen in den USA, besuchte Nicaragua als Mitglied der kubanischen Delegation beim 4. Gewerkschaftstreffen Unseres Amerikas (ESNA), das letzte Woche in Managua stattfand. Shewerert sagte, sie wisse immer, dass ihr Sohn, der in Angola gekämpft hatte, kein Verräter an der Revolution gewesen sei, als er in die Vereinigten Staaten gegangen sei, „aber ich konnte das nie öffentlich sagen,“ fügte sie hinzu. Gonzalez und vier weitere Kubaner unterwanderten ein gewalttätige rechtsextreme Gruppe von US-Amerikanern und Kubanern in Miami, und als die kubanische Regierung die Informationen, die die Fünf gesammelt hatten, an das FBI weitergab, waren es die Fünf, die unter der Anklage , Spionage zu begehen und ein Mordkomplott auszuhecken, verhaftet wurden. Die anderen Kubaner sind: Antonio Guerrero, Fernando González, Gerardo Hernández und Ramón Labaniño. Renes 15jährige Strafe endet im Oktober, aber er muss weitere drei Jahre auf Bewährung in den USA bleiben, bevor er in seine Heimatzurückkehren darf.
Der frühere nicaraguanische Außenminister, Pater Miguel d’Escoto, der auch ehemaliger Präsident der Vollversammlung der Vereinten Nationen war, sagte, dass der Fall der Fünf den Gipfel der Heuchelei der Vereinigten Staaten in der Frage des Terrorismus darstelle. D’Escoto forderte Präsident Barack Obama auf, seine präsidiale Macht zu gebrauchen, um die Kubanischen Fünf auf freien Fuß zu setzen. Der Mitbegründer der Sandinistischen Frente und gegenwärtige Botschafter in Peru, Tomas Borge, rief zu einer Unterschriften-Kampagne auf, um Millionen von Unterschriften von Lateinamerikanern zu sammeln, die verlangen, dass die Fünf nach Kuba zurückkehren dürfen. Die Abschluss-Erklärung des Kongresses enthielt eine Aufforderung an die USA, die Kubanischen Fünf freizulassen. Shewerert, deren Mutter aus den Vereinigten Staaten stammt, sagte, dass statt fünf Familien in Kuba sie alle eine geworden seien, und dass keiner von ihnen Ruhe geben werde, bis alle fünf Helden zu Hause seien. (El Nuevo Diario: 27.August; Radio La Primerísima: 24.,25.,26.August)
Diese wöchentliche Nachrichtensendung ist der Nachfolger des Nicaragua News Service und der Nicaragua Network Hotline. Diese Veröffentlichung kann vollständig oder teilweise reproduziert werden. Bitte wenden Sie sich an das Nicaragua Network, 1247 E Street, SE, Washington, DC 20003, e-mail: nicanet (at) afgj.org
Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung: Nicaragua-Forum Heidelberg. Tel.: 06221-472163, e-mail: info(at)nicaragua-forum.de V.i.S.d.P.: Rudi Kurz
Übersetzung: Peter Schulz.
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