Meldungen aus Nicaragua vom 25.06.2013

1. Senioren besetzen Gebäude der Sozialversicherung in Managua; Auseinandersetzungen folgen
2. Ten die in Air Force helicopter crash
3. Klimawandel Forum warnt vor Gefahr für Wasser
4. Ausbruch des Dengue-Typ II
5. Rural access to electricity and water continues to grow
6. Kleinbauer aus San Ramon Beispiel organische Nachhaltigkeit

1. Senioren besetzen Gebäude der Sozialversicherung in Managua; Auseinandersetzungen folgen

In der vergangenen Woche hat der Konflikt nach den Protesten der Nationalen Union der älteren Erwachsenen (UNAM) und ihre Forderungen nach einer reduzierten Rente aus der Sozialversicherung eine zentrale Rolle gespielt. Die Proteste begannen in den Büros des Nationalen Instituts für Soziale Sicherheit (INSS) im ganzen Land, führten aber dann zur Besetzung des INSS-Hauptsitzes in Managua. UNAM-Mitglieder konnten das INSS-Gebäude betreten und besetzen einen Teil des Hauses. Dabei befanden sie sich aber in einem Bereich ohne Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen und Essen. Anti-Sandinistische Jugendgruppen, Nicht-Regierungs-Organisationen und politische Parteien riefen Aktivisten dazu auf, die Senioren mit Nahrung und Wasser zu versorgen. Die Polizei erklärte, dass die Übernahme von öffentlichen Gebäuden illegal sei und den Unterstützern werde der Zugang nicht erlaubt. Am frühen Samstag Morgen (22. Juni) betrat eine Gruppe von sandinistischen Unterstützer (von der Opposition Mob genannt) die Szene und verdrängten viele der UNAM Unterstützer vor dem Haus, wobei die Situation schnell in Gewalt ausartete. UNAM-Unterstützer warfen der Polizei Brutalität vor, allerdings war die Polizei außer mit Schilden nicht bewaffnet und sieben von ihnen wurden mit Verletzungen, die sie im Umgang mit jungen Demonstranten erlitten hatten, ins Krankenhaus eingeliefert. Am Montag, den 24. Juni, veranstalteten Tausende von Anhängern der Regierung einen Protestmarsch mit Kundgebung und forderten in Anwesenheit von Porfirio Garcia, dem Präsidenten der UNAM, eine Versöhnung zwischen den Senioren und der Regierung. Garcia war während der Vorwoche beschuldigt worden war, dass er sich durch Kräfte manipulieren ließe, die in keinem Zusammenhang mit der Forderung der Senioren stünden.

Im Laufe der Woche der Proteste erklärten die Sozialversicherung wiederholt ihre jüngste Geschichte und den gegenwärtigen Zustand des Sozialversicherungssystems - scheinbar ohne Erfolg. Dr. Roberto Lopez, Präsident des INSS, sagte: „Wir müssen uns darüber klar werden, was in diesem Land derzeit passiert: eine Gruppe von Menschen mit guten Absichten, ältere Menschen, die das Gefühl von einem gerechten Anspruch haben (mit dem wir einverstanden sind, aber wir haben keine Möglichkeit, diesen Anspruch einzulösen) werden von den Politikern auf der rechten Seite manipuliert, um das [Sozialversicherungs-] Institut zu zerbrechen und die Hoffnungen aller Arbeiter zu zerstören.“ Er erklärte, dass seit Präsident Daniel Ortegas Amtsantritt im Jahr 2007 die Zahl der Arbeitnehmer, die einen Beitrag in die Sozialversicherung zahlen, von 381.000 auf 674.000 gestiegen sei. Die Zahl der Senioren, die eine Altersrente erhalten, stieg von 105.431 auf 148.145. Lopez sagte auch, dass es 54.872 Senioren gäbe, die zwischen fünf und 14 Jahre in das System eingezahlt hätten, damit aber nicht lang genug, um eine Rente zu erhalten. Er sagte: „Wenn wir die Renten für diejenigen, die keine 750 Wochen [14 Jahre] eingezahlt haben, zahlen müssten, hätten wir ein Defizit.“ Er erklärte, dass es 98 Mio. US-$ pro Jahr kosten würde, um eine reduzierte Rente in Höhe von 133 US-$ pro Monat zu zahlen und die Reserven der Sozialversicherung betragen insgesamt nur ca. 63,7 Mio. US-$. Die Regierung zahlt derzeit mit ALBA Finanzierung ein kleines monatliches Taschengeld von zwischen 42 US-$ und 117 US-$ (je nachdem, wie lange in die Sozialversicherung eingezahlt wurde) an 8.000 Senioren, die nicht lange genug in die Sozialversicherung eingezahlt haben, um eine Rente zu erhalten. Diese Senioren erhalten auch monatliche Lebensmittel-Pakete, Gesundheitsversorgung und Pflege, einschließlich Rollstühlen, Stöcken und anderen Utensilien.

Der Sandinistische Abgeordnete Walmaro Gutierrez, Vorsitzender des Komitees für Wirtschaft, Produktion und Haushalt in der Nationalversammlung, sagte, dass das System der sozialen Sicherheit nicht durch eine Finanzierung aus dem Haushalt finanziert werden könne, weil das INSS gesetzlich nicht zum ordentlichen Haushalt gehöre, sondern sich durch die monatlichen Beiträge der Arbeitnehmer finanziere. [Der Internationale Währungsfonds hatte gefordert, dass Nicaragua sein System der Sozialversicherung reformiere. Das mache es noch schwieriger, eine Rente zu bekommen, weil das Rentenalter und die Anzahl der Beitrags-Jahre, die ein Arbeitnehmer in das System einzahlen muss, erhöht werden sollen.]

Es gab Kommentar über die Rolle von Sozialen Medien wie Twitter und Facebook für die Mobilisierung von Studenten und anderen zu den Protesten der oppositionellen Jugendlichen. Der Jurist und Pädagoge Carlos Tünnermann sagte, dass das Interesse „der Jugend geweckt wurde“ und mobilisiert werde, um sich für Wasser, Nahrung und Medizin für die Senioren zu engagieren. Der Soziologe Rene Oscar Vargas sagte, dass durch soziale Netzwerke Jugendliche viel über Proteste in Griechenland, Spanien, der Türkei und Brasilien gelernt hätten. Er fügte hinzu, dass die Senioren mit ihren Forderungen die hartnäckigsten gewesen seien, „als die Regierung kaum reagierte, sei der Protest weiter gewachsen und mehr Jugendliche kamen dazu.“

In Los Angeles, Kalifornien, organisierten Nicaragua-Sympathisanten der Opposition eine Demonstration gegen die „Brutalität der Polizei“, bei dem sie ein Foto von einer älteren Frau benutzten, die am Kopf verletzt worden war und Blut ihr ins Gesicht lief. Das Problem war, dass das Foto eine Frau zeigte, die von der kolumbianischen Polizei misshandelt worden war. In der Woche der Proteste in Nicaragua wandten sich keine verletzten Senioren an Menschenrechtsgruppen, allerdings hatten sich einige Studenten wegen Verletzungen beim nicaraguanischen Zentrum für Menschenrechte (CENIDH) beschwert.

Einige Senioren hatten sich bei den Medien beklagt. Maria Esther Leyva fand ihr Foto auf der ganzen Welt veröffentlicht zusammen mit Slogans des Protests gegen die Regierung. Später sagte sie im Fernsehen, dass sie manipuliert worden sei. Sie stellte fest, dass sie ein monatliches Stipendium, ein Korb mit grundlegenden Gütern und sogar ein Haus von der Regierung erhalten habe und erklärte, dass sie zu dem Protest ging, weil die Bewegung UNAM, bei der sie Mitglied sei, sie aufforderte, daran teilzunehmen. Dabei betonte sie, dass sie sehr dankbar sei für das, was sie erhalten habe. Sie sagte auch: „Sie teilen mit uns. Wenn [Eduardo Montealegre] ankam, rief ihm niemand. Wenn die Dame von den Menschenrechten [Vilma Nuñez] kam, rief sie niemand. Sie kamen nur, um sich einen gewissen Anschein zu geben und dann gingen sie wieder.“

Die katholische Kirche reagierte geteilt auf die Proteste. Weihbischof Silvio Baez von Managua bezeichnete die Maßnahmen der Regierung in seiner Sonntagspredigt in der Kathedrale als „Staatsterrorismus“ während Managua Erzbischof Leopoldo Brenes alle sieben verletzten Polizisten in ihren Krankenhausbetten besuchte.

Bei der staatlich organisierten Kundgebung am Montag, 24. Juni sagte der UNAM-Präsident Porfirio Garcia, dass seine Organisation eine Non-Profit-Organisation sei ohne politische Zugehörigkeit, dass sie nur dafür kämpfe, den Lebensstandard ihrer älteren Mitglieder zu verbessern. Er sagte, dass die Mitglieder der UNAM dankbar für die Vorteile seien, die sie erhielten, und dass die Verhandlungen wieder beginnen würde mit der Suche nach einer dauerhaften Lösung für die Probleme der Senioren. Er sagte, dass einige gefragt hätten, die Organisation zu verlassen, aber dass sie sich auch weiterhin für die Rechte der älteren Erwachsenen engagieren würden. Und in der Tat, eine Gruppe von etwa 80 Senioren setzte ihren Protest vor dem INSS Gebäude mit einem Mitglied des Vorstandes, Gilberto Solorzano, fort, wobei sie einen Hungerstreik ankündigten.

Um mehr über die Geschichte des nicaraguanischen Socialversicherungssystems in Englisch zu lesen, besuchen Sie http://www.envio.org.ni/articulo/4240. (Informe Pastran, 20., 22., 24. Juni; El Nuevo Diario, 20., 22., 24. Juni; Radio-La Primerisima, 21., 24. Juni; La Prensa, 21., 23. Juni)

3. Klimawandel Forum warnt vor Gefahr für Wasser

Das 5. Nationale Forum zum Klimawandel an der Universität von Zentralamerika (UCA) warnte davor, dass obwohl Nicaragua über eines der weltweit besten Verhältnisse von Wasser zur Bevölkerung (23.500 Kubikmeter Wasser pro Person und Jahr) verfügt, könne der Klimawandel zu ernsthaftem Mangel führen. Obwohl Zentralamerika von den weltweiten Treibhausgasen nur ein halbes Prozent produziert, sei es eine der am stärksten durch den Klimawandel gefährdeten Regionen der Erde. Die UCA - Vizepräsidentin Renata Rodrigues eröffnete die Konferenz mit der Aussage, dass der Klimawandel eine Realität sei und sich in erster Linie durch lang anhaltende Trockenheit und extreme Niederschläge manifestiere, die sich beide auf die Wasserressourcen auswirkten.

Der Vize-Minister für Umwelt und natürliche Ressourcen (MARENA), Roberto Araquistain, erinnerte an die Wirkung der schlechten Praxis von Landwirtschaft und Industrie, die eine Bedrohung für die Wasserversorgung darstellten. Als ein Beispiel nannte er, dass ein manzana Reis (0,74 Hektar) in der Regel mit 5.000 Kubikmeter Wasser kultiviert werde, obwohl 2.000 ausreichen würden. Der Vertreter der Vereinten Nationen, Pablo Mandeville, sagte, dass 83% des nicaraguanischen Wasserverbrauchs für die Landwirtschaft und 14% für die Industrie verwendet würden, während nur 3% für den häuslichen Gebrauch genutzt würden. Vierzig Prozent der ländlichen Bevölkerung haben keinen ausreichenden Zugang zu Wasser. (El Nuevo Diario, 20. Juni)

4. Ausbruch des Dengue-Typ II

Der aggressivere und gefährlichere Dengue-Typ II hat in den letzten Tagen 87 Menschen befallen, drei von ihnen sind schwer krank. Die drei schweren Fällen werden geographisch Managua, Chinandega und Matagalpa zugeordnet mit einigen weiteren verstreuten schweren Fällen. Sieben Todesfälle durch den Dengue-Typ II wurden aus Honduras gemeldet. Typ II Dengue führt zu einigen anderen Symptomen als Typ I und tritt zusätzlich zu anderen Beschwerden bei den Opfern auf. Ärzte empfehlen, dass die Menschen in Gesundheitszentren gehen bei den ersten Anzeichen von Fieber, das ein Zeichen für Typ II Dengue, für Hepatitis, Myokarditis und andere schwere Krankheiten sein könne.

Inzwischen wurden landesweit Mitglieder der lokalen Systeme für umfassende Gesundheitsführsorge (SILAIS) zur Durchführung von Kampagnen zur Bekämpfung der Moskitos aufgefordert, da sich das Dengue-Fieber in den ersten Wochen der Regenzeit verbreite, in denen mehr Plätze für die Insekten entstehen, an denen sie ihre Eier ablegen können. (Radio La Primerisima, 24. Juni; El Nuevo Diario, 20. Juni)

6. Kleinbauer aus San Ramon Beispiel organische Nachhaltigkeit

Vicente Padilla ist ein kleiner Produzent von Kaffee, der sein Geld aus der Demobilisierung aus der Armee dazu verwendet hatte, um 8,7 Hektar Land zu kaufen. Er nutzt das Land für den ökologischen Landbau, um in erster Linie Kaffee, aber auch Obstbäume und Grundnahrungsmittel anzubauen und hält eine Kuh, Hühner, Schweine, Kaninchen und Meerschweinchen. Seine Farm in San Ramon wird oft von Studenten besucht, die Landwirtschaft studieren und die interessiert sind am ökologischen Landbau sowie von Vertreter verschiedener Organisationen, die sich über sein System informieren, das Pflanzen und Tiere kombiniert. Seine Kaffee-Büsche wurden nicht von der Roya (Blatt Rost) befallen, die so viele Kaffee-Fincas Nicaraguas befallen hat. Padilla sagte, „wir sind ihr mit Bio-Produkten wie Kompost Dünger und andere Produkten entgegen getreten, die wir auf das Blattwerk als als vorbeugende Maßnahme aufbringen.

Padilla sagte, dass er von landwirtschaftlichen Ingenieuren aufgefordert worden sei, chemische Produkte zu verwenden, um seine Rendite zu erhöhen, aber er habe geantwortet, dass er und andere Mitglieder der nicaraguanischen Landwirtschafts-Ökologie-Bewegung festgestellt hätten, dass Betriebe, die Bio-Produkte verwenden, gut damit fahren würden. Er sagte, dass es zwar eine Menge koste, um zum ökologischen Landbau zu konvertieren, aber nach den ersten paar Jahren würden sich diese Kosten verringern. Er fügte hinzu, dass viele Bauern ihre Betriebe maximal auszunutzen, ohne sich um den Schaden an der Natur zu kümmern. „Aber was wir wollen,“ sagte er, „ist, dass unsere Betriebe nachhaltig sind.“ (El Nuevo Diario, 20. Juni)


Diese wöchentliche Nachrichtensendung ist der Nachfolger des Nicaragua News Service und der Nicaragua Network Hotline. Diese Veröffentlichung kann vollständig oder teilweise reproduziert werden. Bitte wenden Sie sich an das Nicaragua Network, 1247 E Street, SE, Washington, DC 20003, e-mail: nicanet (at) afgj.org
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Übersetzung: Rudi Kurz.
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