Meldungen aus Nicaragua vom 08.01.2013

1. Experten sagen hohe Verluste durch Kaffeepilz voraus
2. Managuas Weihbischof entfacht Sturm
3. Eighty women murdered in 2012
4. Diskussion über Reform der Sozialversicherung beginnt
5. Nicaragua on target to achieve Millennium Development Goals in health
6. Caribbean fishing industry looks to grow 8%
7. Experts call for driver education
8. Nicaragua produced world’s best cigar in 2012

Experten sagen hohe Verluste durch Kaffeepilz voraus

Führende Vertreter der Kaffeeindustrie schätzten letzte Woche, dass Verluste durch Pilze wie den Kaffeerost (hemileia vastatrix) und Anthraknose (glomerella cingulata) 50 bis 100 Millionen US$ erreichen könnten. Mario Lopez vom Nationalen Kaffeerat (CONACAFE) sagte, dass „die Produktion von geschätzten 1,125 Millionen Zentnern Kaffee von Exportqualität auf 605 000 Zentner und 200 000 Zentner Kaffee, der nur für den Verkauf auf dem heimischen Markt geeignet ist, reduziert werden könnte.“ Alvaro Fiallos, Präsident der Farmer und Viehzüchter, schätzte, das ungefähr 35% der Produktion des diesjährigen Zyklus verloren sein würde.

Eduardo Rizo, Präsident des Verbandes der Kaffeeanbauer von Jinotega, sagte: „Am dritten Tag des Januar 2013 haben wir ungefähr 100 Millionen US$ durch Kaffeerost, Anthraknose und andere Pilze verloren.“ Andererseits schätzte Felix Altamirano, Vertreter eines US-Kaffeeimporteurs in Nicaragua, den Verlust an Exporteinkünften auf 50 Millionen US$. Im Jahre 2012 exportierte Nicaragua Kaffee im Wert von fast 520 Millionen US$. Rizo forderte die Regierung auf, sich mit den Kaffeeanbauern, Vertretern der Banken und Institutionen der Kleinfinanzierung zusammenzusetzen, um sicher zu stellen, dass Produzenten nicht ihre Farmen verlieren, wenn sie ihre Kredite nicht rechtzeitig zurückzahlen können. Er fügte hinzu: „Es geht nicht darum, Schulden zu erlassen, sondern die Kredite der Kaffeeanbauer umzuschulden.“

Landwirtschaftsminister Ariel Bucardo rief die Kaffeeanbauer auf, gemeinsam mit den Regierung die Krise als Chance zu nutzen, um einen Plan zu entwerfen, die Kaffeeplantagen des Landes zu erneuern und die vielen Tausende alter Kaffeesträucher zu ersetzen, die nach Aussagen von Experten zwischen 20 und 25 Jahre alt seien und das Ende ihres produktiven Wachstums schon erreicht hätten. Bucardo sagte, dass die Regierung schätze, dass über 20% der Kaffeepflanzen des Landes befallen seien, während die Zahl in den vorhergehenden Jahren bei ungefähr 8% gelegen habe.

Maria Auxiliadora Briones von der Stiftung für Technologische Entwicklung in Landwirtschaft und Forsten (FUNICA) sagte, dass „von den 43 000 Farmern, die sich dem Kaffeeanbau widmen, 90% kleinere und mittlere Produzenten sind, die eine andere Beschäftigung werden finden müssen, um in den vier bis fünf Jahren zu überleben, die die neuen Kaffeepflanzen brauchen, um mit der neuen Produktion kommerziell zu beginnen.“

In Dipilto, im Norden des Departements Nueva Segovia, sagte Felicita Duarte, eine alleinstehende Mutter, die jedes Jahr Kaffee pflückt, um zu helfen, ihre Kinder zu unterstützen: „Der Kaffee hat seine Blätter und Beeren verloren; wir pflücken kaum ein Lata [Gefäß mit 20,5 Liter] pro Tag, wo wir letztes Jahr vier bis sechs Latas gepflückt haben. Wir machen uns Sorgen, weil wir Sachen für das ganze Jahr von dem, was wir jetzt verdienen, kaufen.“ Francisco Montenegro, ein Kleinbauer in derselben Gegend, sagte, dass er 4 000 neue Kaffeesträucher bräuchte, um seine 3,5 Acre große Plantage neu zu bepflanzen, die schwer sowohl vom Kaffeerost als auch von Anthraknose befallen worden sei. Er bat die Regierung um Hilfe. Ein anderer Anbauer aus der Gegend sagte, dass die nördlichen Teile des Landes am meisten befallen seien, weil der Rost in Honduras begonnen und sich nach Süden ausgebreitet habe. Er sagte, das er schätze, dass einige Anbauer 50% ihrer Ernte, andere nur ungefähr 20% verloren hätten. (La Prensa: 1., 4., 5.Januar; Radio La Primerísima: 3., 7.Januar; Informe Pastran: 7.Januar; El Nuevo Diario: 7.Januar)

Managuas Weihbischof entfacht Sturm

Jüngste Erklärungen des Weihbischofs von Managua, Silvio Baez, haben einen Sturm an Kontroversen entfacht. Am 30.Dezember veröffentlichte La Prensa ein Interview, in dem Baez sagte: „In den jüngsten Jahren ist die Position der katholischen Bischofskonferenz in Nicaragua einheitlich und sehr klar gewesen. Wir haben mit Klarheit eine soziale und politische Lage verurteilt, die nicht der Gegenwart oder der Zukunft der Nation zum Nutzen gereicht. Wir haben bemerkt, dass es in einigen Diözesen Priester gibt, die aus verschiedenen Gründen und auf verschiedenen Ebenen nicht unseren Orientierungen folgen.“ Dann fügte er hinzu: „Ich habe Informationen von einigen Priestern erhalten, dass die Regierung (von Präsident Daniel Ortega) ihnen Geld angeboten habe, das sie wofür auch immer verwenden könnten… Aber ich habe ihnen gesagt, dass es besser sei, diesen Glockenturm oder jenes Mobiliar nicht zu haben.“ Baez fügte hinzu, dass einige Priester geglaubt hätten, sie könnten die Regierungspolitik unterstützen, weil Managuas im Ruhestand lebender Erzbischof Kardinal Miguel Obando mit der Regierung als Chef einer Kommission (für Frieden und Versöhnung) zusammenarbeite. In demselben Interview kritisierte Baez die Verwendung religiöser Symbole und Schlagwörter durch die Regierung, um Sympathisanten zu gewinnen.

Granadas pensionierter Bischof, Bernardo Hombach, sagte am 3.Januar, dass in der Vergangenheit die katholische Kirche und ihre Priester Unterstützung von liberalen Regierungen erhalten habe, und er stellte fest, dass es nicht schlecht sei, Hilfe zu erhalten, wenn das Geld zum Wohle aller verwendet werde und nicht in den Taschen der Priester gehe. „Wenn eine Gemeinde Geld für ein soziales Projekt von der Regierung erhält, glaube ich, dass man es ohne irgendein Problem annehmen kann, weil es kein Geld von einer poltischen Partei ist, sondern Geld vom Volk, und bei früheren Regierungen erhielt die Kirche Geld für dieses oder jenes Projekt,“ erklärte er. Jedoch, fügte er hinzu: „Wir sind Menschen und wir lieben es, auf materielle Weise unterstützt zu werden, und dann im Nachhinein haben wir vielleicht nicht den Mut, dazu zu stehen.“ Er sprach von Geld, das die Kirche erhalte für Gehälter von Lehrern in katholischen Schulen, für die Feier von Schutzheiligen von Städten, für die Reparatur historischer Kirchen. Und er fügte hinzu, dass während der Somoza-Diktatur viele Priester Kaplane in der Nationalgarde gewesen seien, während Bischöfe der Regierung von Präsident Arnoldo Aleman in der 1990er Jahre nahe gestanden seien. Insgesamt, sagte Hombach, es sei das Beste, dass Kirche und Staat nicht verheiratet seien, aber dass sie auch nicht in ständiger Konfrontation leben sollten.

Der Oppositionsabgeordnete in der Nationalversammlung, Enrique Saenz, sagte, dass die Ortega-Regierung bereit sei, im nationalen Haushalt für das Jahr 2013 540,000 US$ für Projekte der katholischen und protestantischen Kirche zu bewilligen. Er sagte, das sei nicht akzeptabel. „Bedauerlicherweise,“ sagte er, „ist das Regime ziemlich erfolgreich, den Willen im Austausch für Geld gefügig zu machen.“ Er sagte, dass es in einem säkularen Staat nicht richtig sei, öffentliche Gelder religiösen Institutionen zuzuweisen, weil dies den Behörden die Tür öffnen könne, sich in religiöse Angelegenheiten einzumischen. Jedoch sagte er auch: „Eine Sache ist es, öffentliche Aktivitäten wie Schutzheilige oder Gebäude zu unterstützen, die, während sie im Charakter religiös sind, auch nationale Symbole sind wie die Basilika in El Viejo, und eine ganz andere [Sache] ist es, allgemeine Unterstützung zu geben.“ Seine Ansichten über die Zuwendung von 45.000 US$ an Caritas Managua für die Behandlung von Müttern und Kindern mit AIDS, vorgesehen im Haushalt von 2013, waren unklar. Er schloss mit den Worten: „Wir stellen die Berechtigung all der Zuweisungen nicht in Frage, weil es klar ist, dass einige erklärt werden können. Aber lassen wir uns nicht zum Narren halten. Wir kennen die Taktik von Ortega. Sie stellen die Listen auf, und sie billigen sie. Die offenkundige Frage ist, nach welchen Kriterien.“

Eine nähere Prüfung der Punkte im Haushalt, einschließlich der Hilfe für Mütter und Kinder mit AIDS, führte zu weiteren Meinungsverschiedenheiten mit weiteren, aber nicht allen Stimmen, die zur Verteidigung der Zuwendungen an religiöse Institutionen erhoben wurden. Managuas Erzbischof Leopoldo Brenes sagte: „Viele Jahre lang haben alle Regierungen der Kirche für ihre Arbeit Hilfe gewährt; das Wichtige ist, dass die Hilfe, die wir erhalten, in Arbeiten geht und nicht in persönlichen Nutzen.“ Fr. Silvio Fonseca von der Erzdiözese Büro für Familie, Kinder und Leben aber sagte: „Keine Hilfe darf die Kirche verpflichten, weil die Kirche immer ihre Unabhängigkeit im Verhältnis zu jeglicher äußeren Quelle bewahren muss. Die katholischen Gläubigen sind in der Lage, die Bedürfnisse der Kirche zu decken, und es ist vorzuziehen, dass die Kirche materiell arm, aber spirituell reich ist.“

Inzwischen reisten Weihbischof Baez (der die Kontroverse verursachte) und Nicaraguas Außenminister Samuel Santos nach Rom, um bei der Ordination des vatikanischen Diplomaten Fortunatus Nwachukwu zum Bischof anwesend zu sein. Nwachukwu wurde zum neuen apostolischen Nuntius (Botschafter) des Vatikan in Nicaragua ernannt. Eine Verlautbarung der nicaraguanischen Regierung besagte, dass Santos Nwachukwu über die Gelder, die einigen lokalen Gemeinden in Nicaragua zur Verfügung gestellt wurden, aufgeklärt habe, ohne weitere Einzelheiten zu ihren Gesprächen zu erwähnen. (La Prensa: 30.Dezember, 1., 5., 6.Janauar; Informe Pastran: 31.Dezember, 3.Januar; El Nuevo Diario: 7.Januar)

Diskussion über Reform der Sozialversicherung beginnt

Die Nationalversammlung wird nach den Worten des Sandinistischen Abgeordneten Walmaro Gutierrez, des Vorsitzenden des Wirtschaftsausschusses in der Nationalversammlung, Änderungen im System der Sozialversicherung in diesem Jahr debattieren. Er sagte, dass das Thema noch nicht auf der Tagesordnung stehe, dass aber eine Gesetzesreformvorlage verabschiedet werden müsse, um Verpflichtungen zu erfüllen, die gegenüber dem Internationalen Währungsfond (IWF) gemacht worden seien, damit ein neues IWF-Wirtschaftsprogramm unterzeichnet werden könne. Unterdessen legen verschiedene Sektoren ihre Positionen dar, bevor Gespräche beginnen, um eine Gesetzesvorlage auszuarbeiten, die der Nationalversammlung vorgelegt wird. Der versuchsweise Vorschlag, der vor mehreren Monaten vom Nationalen Institut für Soziale Sicherheit (INSS) unterbreitet wurde, würde das Rentenalter von 60 auf 65 Jahre anheben und die Zahl der Jahre, die jemand arbeiten müsste, um die volle Rente zu erhalten, von 14 auf 28 Jahre. Die jüngste Einschätzung des Systems aus dem Jahre 2009 wie darauf hin, dass unter den Bedingungen jenes Jahres das System im Jahre2021 insolvent wäre.

Die Sandinistische Arbeiterzentrale Jose Benito Escobar (CST-JBE) wird einen Vorschlag machen, der das gegenwärtige Rentenalter von 60 und die Erfordernis von 14 Jahren Arbeit beibehalten wird. Luis Barbosa, Generalsekretär des Gewerkschaftsbundes, sagte, dass der CST-JBE-Vorschlag ein Mandat unterbreiten werde, dass die Verwaltungsausgaben des INSS 6% der Einkünfte nicht übersteigen sollen. Er bemerkte, dass die Verwaltung gegenwärtig 10,8% verwende und dass das Absenken dieser Zahl jährlich 21 Millionen US$ einsparen würde. Barbosa betonte, dass die Zahl der Arbeiter, die durch die Sozialversicherung abgedeckt seien, erhöht werden müsse. Er bemerkte, dass bei mehr als 2 Millionen wirtschaftlich aktiven Bürgern in Nicaragua nur 18% in die Sozialversicherung einzahlten. Er schlug vor, dass Taxi- und Busfahrer, Selbständige und sogar arbeitende Schüler in das System einzahlen sollten. Gustavo Porras, Koordinator der nationalen Arbeiterfront (FNT) sagte, dass Arbeiter, Geschäftsleute und die Regierung sich unter der Schirmherrschaft des Nationalen Arbeiterrats zusammensetzen sollten, um die Vorschläge für die Reform des Systems zu analysieren. Er war ebenfalls der Meinung, dass das Rentenalter und die Beiträge nicht geändert werden sollten. Jose Adan Aguerri, Präsident des Obersten Rates des Privatunternehmens (COSEP), stimmte dem Vorschlag zu, einen Dreiparteiendialog unter der Schirmherrschaft des Nationalen Arbeiterrates zu beginnen. (La Prensa: 1., 3., 4., 5.Januar; Radio La Primerísima: 2., 3.Januar; Informe Pastran: 2., 3.Januar)


Diese wöchentliche Nachrichtensendung ist der Nachfolger des Nicaragua News Service und der Nicaragua Network Hotline. Diese Veröffentlichung kann vollständig oder teilweise reproduziert werden. Bitte wenden Sie sich an das Nicaragua Network, 1247 E Street, SE, Washington, DC 20003, e-mail: nicanet (at) afgj.org
Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung: Nicaragua-Forum Heidelberg. Tel.: 06221-472163, e-mail: info(at)nicaragua-forum.de V.i.S.d.P.: Rudi Kurz
Übersetzung: Peter Schulz.
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