Meldungen aus Nicaragua vom 15.03.2004
- "Nein"! zur Wasser-Privatisierung
- Parmalat Disaster Threatens Milk Chaos
- Neue Maquila-Ansiedlung in riesigem Industriepark angekündigt
- Nicaraguanischer Kaffee triumphiert in Japan
- Draft Law of Responsible Parenthood Set to Go before Legislature
- Two out of Three Houses in Managua are "Death Traps"
- Zoilamerica Narvaez Reconciles with her Mother
- Lagoon of Tiscapa to Become "Giant Fish Tank"
- Nemagon Victims Win Another Case
"Nein"! zur Wasser-Privatisierung
In einem Forum, das anlässlich des Weltwassertags durchgeführt wurde, forderten die Teilnehmer die Regierung dazu auf, dem externen Druck zur Privatisierung des Wassers zu widerstehen und unter der Bevölkerung dauerhaft eine verantwortlichere Umgangsweise mit "dem wichtigsten Teil aller natürlichen Ressourcen" zu fördern. Das Ereignis wurde von einer Koalition verschiedener Organisationen organisiert, die gegen die offensichtliche Begierde der Regierung zur Privatisierung des Wassers, "zusammen mit praktisch allem anderen, von den Flughäfen bis zur nationalen Lotterie" aktiv sind. Zu den Organisatoren gehörte das Nationale Netzwerk zur Verteidigung der Verbraucher, die Gruppe für die Förderung der ökologischen Landwirtschaft, Kandidaten für die Kommunalwahlen in diesem Jahr, verschiedene Bürgermeister und Gemeinderäte, mit dem Thema beschäftigte Journalisten und andere Personen.
Ein Sprecher der Organisatoren kritisierte die gegenwärtige Wassergesetzpläne der Regierung in der Nationalversammlung und erklärte, dass es Beweise für mögliche ernste Verstößen gegen das Recht auf Leben der Nicaraguaner gäbe. Das erste derartige Beispiel sei Carazo. Die Konferenz war von der Präsentation der Ergebnisse geprägt, die sich bei einer Beratung von 65 Städten und Gemeinden des Landes ergeben hatten, bei der sich die meisten lokalen Räte sehr besorgt über die Auswirkungen des von der Regierung vorgeschlagenen Gesetz gezeigt hatten. Wie Ruth Zelma Herrera vom Verteidigungsnetz der Verbraucher darstellte, hätten alle Ratsmitglieder und Bürgermeister darauf gedrängt, bei der Frage der Verfügbarkeit des Wassers nicht passiv zu bleiben, weil viele von ihnen erklärten, dass das Problem schon jetzt bestehe und in der nahen Zukunft rasch akut werden. Sie fuhr mit der Aussage fort, dass es große Auseinandersetzungen in der Welt um das Wasser geben werde und ob man wolle oder nicht, Nicaragua werde sehr bald davon betroffen sein. Sie behauptete weiter, dass sowohl Präsident Bolaños als auch Handelsminister Mario Arana lügen würden, wenn sie leugneten, dass sie die Privatisierung des Wassers und anderer Ressourcen versprochen hätten. "Was jetzt schon geschieht", sagte sie, "ist, dass diese Leute versuchen, ENACAL, die staatliche Wasserorganisation, in Verruf zu bringen. Und sie versuchen, das Monopol von ENACAL zu brechen und die Organisation untragbar zu machen. Wenn sie Erfolg haben", warnte sie, "wird Wasser nur für die großen Märkte - Chinandega, Matagalpa, León verfügbar sein. Die ärmeren Regionen und besonders die weiter entfernt liegenden Gebiete werden ihrem Schicksal preisgegeben".
Ihre Aussage wurde von Bürgermeister Alberto Reyes aus Carazo bestätigt, der hervorhob, dass das Gesetz der Regierung sich in direktem Widerspruch mit der Verfassung der Republik befinde, da klar sei, dass die Privatisierung des Wassers nicht mit der Pflicht der Regierung, die Rechte der Menschen im Land zu verteidigen, vereinbar sei. "So bald es privatisiert ist", sagte er "ist das einzige herrschende Gesetz das von Angebot und Nachfrage".
Die Teilnehmer der Veranstaltung bemerkten die Abwesenheit aller vier Abgeordneten des Departements Carazo aus der Nationalversammlung und drückten ihre tiefe Sorge darüber aus, dass das Gesetz im Sturm verabschiedet werden könnte, ohne die Meinung der lokalen Bewohner, der kommunalen Räten und anderer Parteien überhaupt anzuhören, die direkt von diesem Ergebnis betroffen seien. Sie betonten, dass jeder wachsam sein müsse, wie der Prozess weitergehe, um sicher zu sein, dass das Wasser (mit seiner soziale Wirkung die auch für alle anderen Ressourcen) gehütet und geschützt werde.
Ramiro Matus bat die Leute im Auftrag von ENACAL Carazos darum, mehr auf ihre Verwendung des Wassers zu achten. Für die Versorgung der Region mit gutem Wasser, erklärte er, ist dies wichtig. Und weil sich das Wasser ziemlich weit unter der Oberfläche befinde, sei es kostspielig, es an die Oberfläche und in die Häuser der Leute zu bringen. "Wenn wir vorhaben, unser Wasser zu verteidigen, lässt es uns richtig tun", sagte er. "Deshalb nutzt es für den Verbrauch der Menschen und verwendet das schon benutzte Wasser für Tiere und Bewässerung". (La Prensa, 12. März)
Neue Maquila-Ansiedlung in riesigem Industriepark angekündigt
Präsident Bolaños legte den Grundstein für das, was einmal Nicaraguas größter Textilfabrikkomplex werden soll. Mit einer Investition von über 100 Millionen US-$ und dem Versprechen, im ersten Jahr, in dem die Anlage in Betrieb gehen wird, zusätzlich 2.500 Arbeiter einzustellen, soll die Fabrik an der Straße von Managua nach Süden zwischen Tipitapa und Masaya entstehen. Wenn die von koreanischen Investoren betriebene Firma einmal vollständig in Betrieb sein wird, soll sie etwa 20.000 Arbeiter beschäftigt. Während der Zeremonie der Grundsteinlegung berichtete Anlagenmanager Wooung Ki Kim, dass seine Gesellschaft, SAE-A, in Guatemala im letzten Jahr schon Kleidung im Wert von mehr als 180 Millionen US-$ gefertigt und exportiert hat. In Nicaragua wird die Gesellschaft unter dem Kürzel SENIKA geführt werden.
Gilberto Wong, der Regierungssekretär für die Freihandelszonen, sagte, dass die in diesem Bereich arbeitenden Gesellschaften, den "dynamischsten Sektor" im Land darstellten. "Diese Industrie hat mehr als 60.000 direkte Jobs in mehr als 70 verschiedenen Fabriken in 19 Städten geschaffen" erklärte er. "Letztes Jahr realisierte unser Sektor 450 Millionen US-$ Exporterlöse; dieses Jahr erwarten wir, dass die Summe 550 Millionen US-$ übertrifft".
Wong kündigte an, dass SENIKA zusätzlich zu dem Industriepark neue Fabriken in Masaya, Tipitapa, Sébaco, Nandaime, Masatepe und Carazo plane und dass der Maquila-Standort in León erweitert werden soll.
(…) Während der ganzen herzlichen Selbstbeglückwünschungen hielt die Sandinistische Arbeiterzentrale (CST) eine Konferenz ab zu dem Thema "Auswirkungen des deprimierenden und schwierigen Klimas, in dem die Gewerkschaften gegenwärtig innerhalb des Maquila-Sektors arbeiten müssen". In dem er ausführlich die Jahre des Kampfs beschrieb, die notwendig waren, um eine gewerkschaftliche Vertretung innerhalb der "Freihandelszonen" zu erreichen, erklärte der Generalsekretär der Textilarbeitergewerkschaft Pedro Ortega, "während die Bedingungen schlecht und Bezahlung in den Maquilas niedrig bleiben, fehlt es an seriösen Investition, um Arbeitsplätze auf dem Land zu schaffen und die kleinen Produzenten und Geschäfte zu fördern, was bedeutet, dass die Arbeiter oft erschreckend schnell das verlieren, wofür sie vorher lange gearbeitet haben. Er kündigte die Gründung eines neuen Bündnisses von Gewerkschaften an, deren Mitglieder in dem Bereich der Maquilas organisiert sind, und forderte die de facto bestehende geheime Absprache zwischen der Regierung und den Fabrikeigentümern zur Unterdrückung von Gewerkschaften zu beenden. "Wir werden weiterhin diese Unterdrückung durch jedes verfügbare Mittel denunzieren", erklärte er. "Eine Gesamtgewerkschaft zu gründen ist eines von den grundlegenden Rechten eines Arbeiters". (El Nuevo Diario, 10. März und Direktbericht des Korrespondenten des Nicaragua-Network von der Maquila-Konferenz am 14. März)
Nicaraguanischer Kaffee triumphiert in Japan
Es bedeutet einem wichtigen Auftrieb für die wachsende Bewegung für fairen Handel und organischen Kaffee in Nicaragua, seit dieser Wirtschaftssektor durch den Aufbau von eigenen Test-Laboren und Vermarktungsgenossenschaften weiter wächst. Mehrere Proben des Kaffees aus Jinotega, Matagalpa, Nueva Segovia und Madríz wurden bei einem in Japan abgehaltenen internationalen Kaffeefest wegen ihrer hohen Qualität ausgezeichnet. Dies wurde laut dem Experten Silvio Leite, der die wichtigsten Brasilianischen Kaffeeanbauern vertrat, besonders dadurch deutlich, dass der nicaraguanische Kaffee sogar jenem aus Jamaika überlegen war, der weltweit zu den besten Kaffees gehört.
"Wir sind mehr als zufrieden", kommentierte der frohlockende Präsident der nicaraguanischen Vereinigung für Spezialitäten-Kaffees telefonisch. "Dieses Ergebnis, die hohe Akzeptanz, ist für uns ausgezeichnet. Señor Leite, der wichtigste Röster in einem Land wie Brasilien, sagte, dass bei der Verkostung der Nicaraguanische der Beste von allen Kaffees war. Die Probe aus Matagalpa zum Beispiel erhielt einen viel höhere Bewertung als in den Neunziger-Jahren. Dies zeigt, was für eine gute Arbeit die Tester zuhause in Nicaragua leisten, wenn sie ihre Auswahl treffen".
Nicaraguas Messestand war neben dem des berühmten Blue Mountain. Blue Mountain kommt aus Jamaika und ist die bekannteste Marke in Japan. Er erzielt für seine hohe Qualität einen dementsprechend hohen Preis. Ein engl. Pfund (454g) kann für etwa 35 US-$ verkauft werden. "In den drei Tagen, als wir dort waren und Proben unseres Kaffees anboten, war den Japanern klar, dass unser Kaffee sogar dem Blue Mountain überlegen war; sie waren äußerst beeindruckt", erklärte Bendaña. "Es war für uns eine große Chance, Nicaraguas Namen bekannter zu machen."
Der Zeitpunkt konnte für Nicaraguas Fachkaffeeerzeuger nicht besser sein, da im April und Mai die Auswahl des Landes für die in Nicaragua selbst abgehaltene Konkurrenz der "Exzellenten Tasse" stattfindet, wobei die besten Kaffees an internationalen Auktionen teilnehmen. Bei der Bewertung werden durch einen Prozess der stufenweisen Auswahl von etwa 400 Anfangsproben die 60 Proben ausgewählt, die dann bei einer Auktion im Internet versteigert werden und bei der Nicaragua in den letzten 5 Jahren hervorragende Ergebnisse erzielt hat. "Entgegen den besonders niedrigen Preisen auf dem Weltmarkt für Kaffee erwarte wir, dass die Preise für die besten Kaffees in diesem Jahr bei der Auktion extrem steigen werden", sagte der Koordinator des Wettbewerbs, Erwin Mierish. (La Prensa, 12. März)
Dies ist eine auszuweise Übersetzung des Nicaragua News Service Autor: Paul Baker Hernandez.
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Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung: Nicaragua-Forum Heidelberg. Tel.: 06221-472163, V.i.S.d.P.: Rudi Kurz
Übersetzung dieser Ausgabe: Agnes Bennhold, Rudi Kurz.
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