Meldungen aus Nicaragua vom 23.08.2004
- Literacy Veterans Kick off Commemorative Year
- Calls for National Dialogue as Fiallos Falls Prisoner
- Medicines Set to Rise by 15%
- Catholic Bishops Accuse Press of Ridiculing Church Hierarchy
- Goldgräber vergiften Fluss, zerstören Umwelt
- Nicaraguaner in Costa Rica "sterben wie Hunde" wegen fehlender medizinischer Versorgung
- Noch eine Ölpest; dieses Mal am Atlantik
Goldgräber vergiften Fluss, zerstören Umwelt
Eine spanische Gesellschaft gräbt ohne eine korrekte Genehmigung nach Gold. Die Abbaustelle liegt im Norden Nicaraguas in der Nähe des Rio Negro, wie das Humboldt Zentrum, Nicaraguas bekannte Umweltschutzorganisation öffentlich machte. Die Gesellschaft "Iberoamerica Mining" hatte ihre Basis in der Nähe der kleinen Stadt Somotillo, wobei sie dann in offenkundiger Übertretung ihrer Regierungslizenz den genehmigten Standort für neue Grabungsstellen an anderen Orten verließ. Auf Grund der begründeten Beschuldigungen gegen die Gesellschaft ordnete das Ministerium für Umwelt und Bodenschätze (MARENA) an, dass die Gesellschaft ihre Tätigkeiten mit sofortiger Wirkung einstellen muss.
Laut Felipe Ortiz, Koordinator der Humboldt - Projekte, hatten MARENA Vertreter mit der Bergbaugesellschaft im Mai gesprochen und angeordnet, dass sie ihre Operationen sofort einstellen müsse, da sie keine Erlaubnis habe, in der nördlichen Zone zu arbeiten. Er fuhr damit fort, Beweise für die vielfältigen Schäden zu präsentieren, die durch die Bergbaugrabungen entstanden seien. "Wir sind besonders von der Verwendung des Zyanids im Reinigungsprozess des Erzes betroffen", erklärte er, "vor allem, weil der für diese Arbeit gewählte Bereich neben dem Rio Negro liegt. Überdies gibt es große Flächen vergiftetes Land, etwa vierzig verschmutzte Brunnen, riesige Mengen ausgeschachtete Erde, die in Bäche und Flüsse gekippt wurden und tief ins Hinterland führende Zugangsstraßen." Neben all diesen direkten Auswirkungen, erklärte Ortiz weiter, habe die Gesellschaft auch gewaltige Mengen Wasser verwendete, um die Trennung des wertvollen Metalls zu erreichen und den Fluss dafür aufgestaut, um einen ausreichenden Wasserdruck für den Betrieb der Maschinen zu erreichen.
Noch bevor der Bergbau begann, war der Rio Negro schon von der honduranischen Seite der Grenze durch Eingriffe von Leuten betroffen, die den Fluss umgeleitet hatten, um ihre Anbauflächen zu bewässern. "Das wesentliche Problem ist der Mangel an Personal, um korrekte Überwachungen dieser Gebiete durchzuführen", schloss Ortiz. "MARENA hat nur vier angemessen qualifizierte Techniker angestellt, die die Entwicklungen in der ganze Region kontrollieren sollen. Es ist praktisch unmöglich für sie, dass sie gegen alle Verstöße vorgehen können; es gibt große Gebiete, aber zu wenige Leute; auf diese Art ist es nicht möglich, dass die Gesetze durchgesetzt werden können." (El Nuevo Diario, Neues Radio Ya, 23. August)
Nicaraguaner in Costa Rica "sterben wie Hunde" wegen fehlender medizinischer Versorgung
Orfa Estela Flores lebte und arbeitete für einige Zeit und in Costa Rica. Vor kurzem brachte sie ihr kleines Baby zu einer Notfallbehandlung in ein Krankenhaus. Sie hatte fast kein Geld, einfach nicht genug, um die von ihr geforderte Gebühr zu bezahlen. "Kein Geld, keine Behandlung" wurde ihr gesagt; und innerhalb von wenigen Stunden war ihr Kind tot. Jetzt fordert die Vereinigung der Nicaraguaner (NOU) eine Untersuchung, um festzustellen, ob der Säugling aufgrund der wegen fehlendem Geld verweigerten Notfallbehandlung an der Seite seiner Mutter starb.
Orfas Geschichte scheint trotz der vom Direktor des betroffenen medizinischen Zentrums ausgedrückten Zweifel wahr zu sein. Die Situation spiegelt ähnliche Erfahrungen von anderen Nicaraguanern in Costa Rica wieder, die behaupteten, dass ihnen die Behandlung in ähnlichen Notfallsituationen auch wegen fehlendem Geld verweigert worden sei, da sie die geforderte Gebühr nicht bezahlen konnten. Außer der Sache mit dem Kind gab es einen ebenso schlimmen Vorfall, als Rodolfo Gutierrez Gutierrez (ein Nicaraguaner, der bei einer Sicherheitsfirma arbeitete) im Verlauf seiner Tätigkeit niedergeschossen wurde. Er hatte einige Einbrecher überrascht, die das Feuer gegen ihn eröffneten. Trotz der Tatsache, dass Gutierrez seinen Arbeitgebern auch bei ähnlichen Anlässen gedient und durch sein Eingreifen ernste Fälle von Raub verhindert hatte, starb er ohne Behandlung, scheinbar, weil er nicht in das costaricanische Sozialversicherungssystem eingezahlt hatte. Die Mörder wurden nie festgenommen. Laut einem Sprecher des NOU seien dies keine isolierten Fälle und die Organisation fordert von den costaricanischen Behörden eine korrekte Untersuchung.
Mindestens eine andere Nicaraguanerin hatte eine ganz andere Erfahrung mit den Behördenvertretern in Costa Rica gemacht. Aura Lila Alvarado Amador, die die Geburt ihres Babys innerhalb eines Tages erwartete, machte einen Spaziergang, um ihre beginnenden Wehen zu mildern. Als sie durch die Straße ging, wurden ihre Wehen plötzlich viel stärker und sie fiel zu Boden. Dennis Nuñez, ein Polizist auf seinem Streifengang, fand sie und obwohl er keine Erfahrung mit solchen Dingen hatte, blieb er bei ihr, um ihrem Kind in die Welt zu helfen. "Es war meine erster und einzige Erfahrung mit solch einer Sache", sagte er. Die dankbare Mutter und ihre Familie baten ihn darum, der Patenonkel des Kindes zu werden. (El Nuevo Diario, Radio Ya, 22. August)
Noch eine Ölpest; dieses Mal am Atlantik
Bilwi/Puerto Cabezas ist die Hauptstadt der autonomen nördlichen Provinz an der Atlantikküste Nicaraguas. Bisher war sie geschützt vor der Zivilisation und den Plünderung der Conquistadoren durch die Berge und Sümpfe im zentralen Nicaragua und die Atlantikküste scheint immer noch Teil einer anderen Welt zu sein, wo noch indigene Sprachen gesprochen werden und wo "die Spanier" weit weg in Managua leben. Bis heute existieren nur wenige Erdstraßen als Verbindung und die meisten Transporte finden entlang der Flüsse und Wasserstraßen oder auf schmalen und oft praktisch unsichtbaren Fußwegen durch das ungestüme Unterholz und die überwältigenden Wälder statt. Inzwischen hat jedoch in zunehmendem Maß die alles durchgehende Ölkultur der weißen Siedler die Oberhand über den Handantrieb der indigenen Kanus übernommen. Glasfaserboote mit großen Außenbordmotoren und mit Passagieren und Touristen an Bord liefern sich Wettrennen durch die Mangrovensümpfe und die Ölgesellschaften haben ihre Stationen in der Stadt errichtet. Zwangsläufig ist eine von ihnen, Petronic, die Ursache für eine größere ökologische Katastrophe. Das andauernde Durchsickern von Öl aus einer Tankstelle in das Umland führt zu einer Gefährdung der lokalen Gemeinschaften in der Umgebung.
Der Vorfall selbst wurde verursacht, als ein Angestellter von Petronic die Ölvorratstanks reinigte und dabei einfach "vergessen hat", ein wichtiges Ventil zu schließen. Dies sei aber noch nicht die schlimmste Sache dabei, berichteten örtliche Anwohner. "Wir stehen jeden Tag in Schlamm, der nach Treibstoff stinkt", sagte einer. "Ölfässer und Ölreste auszuwaschen ist hier zu einer alltäglichen Sache geworden. Das Ergebnis ist, dass einfach alles kontaminiert wurde." Laut lokalen MARENA-Beamten ist der Vorfall von Petronic tatsächlich viel schlimmer als üblich, weil die betroffene Anlage an der Meeresküste liegt und beträchtliche Mengen des Öls in den Ozean flossen. Örtliche Behörden nannten die Anzahl von mehr als 300 betroffenen Familien, insgesamt etwa 2.000 Menschen.
Zusätzlich zu dem Austritt des Öls selbst, das von der Austrittsstelle ins Meer floss, sickerte das ölkontaminierte Wasser auf einer Strecke von etwa 500 Fuß in den Boden. Örtliche Anwohner fordern nun, dass in einer Gemeinschaftsaktion von Gesundheitsministerium und MARENA eine gründliche Studie über diesen Vorfall mit dem Fokus auf die verursachte Verschmutzung für die Wasserversorgungssysteme erstellt werden soll. Ein Junge beschrieb das Wasser, das bei ihnen ins Haus seiner Familie kommt, "es hat eine Haut aus Öl". Weiter sagte er, "die Brunnen, die gerade errichtet wurden, können nicht mehr benutzt werden". (El Nuevo Diario, 20. August)
Dies ist eine auszuweise Übersetzung des Nicaragua News Service Autor: Paul Baker Hernandez.
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Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung: Nicaragua-Forum Heidelberg. Tel.: 06221-472163, V.i.S.d.P.: Rudi Kurz
Übersetzung dieser Ausgabe: Agnes Bennhold, Rudi Kurz.
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