"Unser" Flor de Cafe und der Kampf um die Micro-Lotes
Liebe Freunde,
Von Managua über die Hauptstadt von Honduras Tegucigalpa, fahren wir an der US-Militarbasis vorbei von der der Contra-Krieg gegen Nicaragua in den 80er Jahren wesentlich betrieben wurde, nach Marcala an der Grenze zu El Salvador. Dort befindet sich der Sitz des Kooperativenverbandes COMBRIFOL, von der unser Gourmetkaffee „Flor de Cafe“ stammt.
Viele der älteren Mitglieder sind zu Zeiten des Bürgerkriegs in diese abgelegene Bergregion geflohen und haben sich hier in Nahuaterique, dem „Niemandsland“ schließlich als Bauern niedergelassen. Bis 1992 gehörte das Gebiet, in dem sich die Kooperative befindet, zu El Salvador. Nach jahrzehntelangen Grenzstreitgkeiten zwischen Honduras und El Salvador wurden der Großteil der Region dann jedoch durch ein Urteil des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag Honduras zugeschlagen - plötzlich lag das Land der Bauern nicht mehr auf salvadorianischem, sondern auf honduranischem Staatsterritorium, was die Situation der Bauernfamilien nicht verbesserte.
Am nächsten Tag geht es auf in die Berge. Wir fahren mit Eduardo, Yuri und Armida sowie den Suppenzutaten für die Hühnersuppe, die Armida vor Ort kochen wird, über die sehr schlechte Straße zunächst zur Finca von Estanislao Benitez Hernandez im Municipio Santa Elena. Die Finca liegt auf 1.800 Metern. Dort begegnen wir Estanislao, der mit seiner Familie auf seiner Finca Mais pflanzt, zwei Kühe, ein Schwein, ein paar Hühner hält und auf einer Manzana Kaffee anbaut! Dass Stanislao mit Herz und Seele Kaffeebauer ist merkt man spätestens bei einem Rundgang durch seine Pflanzung direkt hinter seinem Haus. Er berichtet:
„Auch uns hat der Kaffeerost hart getroffen, aber immer haben wir darauf geachtet, dass unsere Pflanzen gut mit organischen Nährstoffen versorgt werden. Es ist wie bei uns Menschen, ein schwacher Organismus übersteht die Attacken der Krankheiten nicht!“
Er und die anderen Mitglieder von COMBRIFOL erzeugen ihren Bio-Dünger selbst nach ausgefeilten Rezepten und bringen ihn regelmäßig, besonders aber zu den wichtigen Wachstumsphasen, wie der Blütenbildung aus. Sein Erfolgt gibt ihm recht! Die Pflanzen stehen kräftig da und die Blätter zeigen wenig Pilzbefall. Dennoch fiel auch seine Ernte geringer aus.
Eine große Hilfe ist ihm der neue Solartrockner, den er mit finanzieller Unterstützung Hilfe der Kooperative selbst bauen konnte.
So kann er auch in Zeiten des unbeständigen Wetters und dies nimmt durch den Klimawandel auch hier zu, seinen Kaffee Pergamino trocknen und in aller Ruhe verlesen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für einen Spitzenkaffee, bei dem Verunreinigungen und Restfeuchte nichts zu suchen haben. Dass sein Kaffee nicht nur schmeckt, sondern von Verkostern Spitzenwerte von 86 Punkten bekommt, davon können wir uns am nächsten Tag im Kaffeelabor der Organisation 'Cafe Marcala DO' überzeugen, die Kaffee Marcala als Kaffee mit einer geschützten Herkunftsbezeichnung propagiert und kontrolliert.
Mit starken Schokoladen- und Pfirsichnoten, einem vollem Körper und einer feinen Süße so erklären die professionellen Catadores, sei der Kaffee von Estanislao ein gesuchter Mikro-Lot. Da steigen die Begehrlichkeiten der Aufkäufer, welche nicht die Produktion der Gesamtheit der Kooperativenbauern im Blick haben, sondern nur nach ausgesuchten Spitzenkaffees in kleinen Mengen suchen, um sie dann an Spezialitätenröster zu teils enormen Preisen zu verkaufen. Noch bleibt Estanislao standhaft.
„Alles was ich gelernt habe und mir aufbauen konnte verdanke ich der Kooperative und Euch als Abnehmer des Fairen Handels. Die Fortbildungen zur Bioproduktion, den Solartrockner, die Vermarktung in Deutschland und den Zugang zu solidarischen Preisen, die ihr bezahlt, da kann ich doch nicht meine Leute hier im Stich lassen.“ Wir sichern der Kooperative 6 neue Solartockner zu. Die Kosten belaufen sich auf 3.600 Dollar, die Hälfte erbringen die Bauern durch das Holz über das sie verfügen und ihre Arbeitskraft zur Herstellung der Trockner. Die restlichen Materialien und deren Transportkosten übernehmen wir.
Unsere Kunden können sich auf einen exzellenten „Flor de cafe“ freuen, der ab Herbst wieder in den Regalen stehen wird. Die Geschichte von Estanislao kann dann den vollendeten Geschmack vielleicht zusätzlich versüßen! Der Tag klingt dann bei Hühnersuppe, Rancheromusik der Jugendlichen der Kooperative und einem Tänzchen auf schwierigem Untergrund aus.
Herzliche Grüße aus Honduras
Heinz