Meldungen aus Nicaragua vom 14.11.2005

  1. Nicaraguan authorities delay start of Aleman Panama Case
  2. Streik im Gesundheitssektor beginnt
  3. Beta verursachte Schäden von 2,1 Millionen US-$ an der Infrastruktur des Landes
  4. IMF mission arrives in Nicaragua while committee discusses economy bills
  5. Relations between Costa Rica and Nicaragua continue to worsen
  6. Trivelli and Ortega in verbal battle
  7. Kaffeebauern sind über fehlende Kaffeepflücker besorgt
  8. MINSA makes prevention of teenage pregnancy number one priority in Masaya

Streik im Gesundheitssektor beginnt

Dreitausend Ärzte begannen am 14. November einen unbefristeten Streik als Mittel, um die Regierung zur Annahme ihrer Forderung nach einer Gehaltserhöhung um 140% und verbesserte Vertragsbedingungen ab 2006 zu zwingen. Die dreitausend Ärzte sind Mitglieder der Ärzte-Organisation Pro Salary. Die Gewerkschaft der GesundheitsarbeiterInnen (FETSALUD) plant für den 17. November einen Streik ihrer 23.000 Mitglieder (von 24.000 ArbeiterInnen im öffentlichen Gesundheitswesen). FETSALUD fordert eine 100% Lohnerhöhung für alle ArbeiterInnen im öffentlichen Gesundheitswesen.

Trotz der Drohungen, dass die Streiks stattfinden werden, wollte das Gesundheitsministerium (MINSA) und das Arbeitsministerium (MITRAB) nicht mit den Gewerkschaftsführern verhandeln und negierte deren Forderungen. Kein Ministerium hat versucht, bis zum 14. November mit einer der Gewerkschaften in Kontakt zu treten, was Gustavo Porras, den Präsidenten von FETSALUD, zu der Aussage brachte, dass "sich die Regierung nicht dafür interessiert, ob das Gesundheitswesen arbeitet oder nicht".

Am 22. November wird der Vorschlag für den Haushaltsplan 2006 von der Nationalversammlung erörtert und darüber entschieden. MINSA hat demzufolge für das nächste Jahr einen gesamten Haushaltsplan von 165 Millionen US-$ für das Gesundheitswesen erbeten, das eine Gehaltserhöhung für die GesundheitsarbeiterInnen zwischen 8 und 10% ermöglichen würde. Laut der Gesundheitsministerin Margarita Gurdian sei eine Gehaltserhöhung um 8-10% ausreichend, um die Inflationssteigerungen zu decken. Gustavo Porras vertritt die Ansicht, dass MINSA seinen Haushaltsplan um weiteren 88 Millionen US-$ steigern müsse, um eine Gehaltserhöhung für alle ArbeiterInnen im Gesundheitssektor um 100% sicherzustellen und dem Ministerium die Möglichkeit zu geben, mehr Medikamente für die öffentlichen Gesundheitszentren und Krankenhäuser zu kaufen.

Im Durchschnitt verdient ein nicaraguanischer Arzt im öffentlichen Gesundheitswesens etwas mehr als 300 US-$ im Monat. Der Lohn eines durchschnittlichen Arztes in Mittelamerika liegt jedoch bei über 500 US-$ im Monat. Die Ärzteorganisation Pro Salary besteht darauf, dass ihre Gehälter erhöht werden, um sie an die Gehälter ihren KollegInnen in anderen zentralamerikanischen Ländern anzugleichen. Der Rest den GesundheitsarbeiterInnen (LabortechnikerInnen, Krankenschwestern, die Pflege-AssistentInnen usw.) werden wesentlich schlechter als die ÄrztInnen bezahlt.

Inzwischen wurden in vielen öffentlichen Krankenhäusern Nicaraguas PatientInnen wieder nach Hause geschickt, obwohl sie medizinische Hilfe benötigt hätten. Die Planungen der Streikorganisatoren sieht vor, nur "wirkliche Notfälle" zu behandeln. Alle anderen Dienstleistungen sollen verschoben werden, bis die Regierung und die Vertreter der medizinischen Gewerkschaften zu einer Art von Vereinbarung über die weitere Bezahlung gekommen sind. (La Prensa, 8.11., 10.11., 14.11., El Nuevo Diario, 08.11., 09.11., 11.11.)

Beta verursachte Schäden von 2,1 Millionen US-$ an der Infrastruktur des Landes

Der Direktor des Fonds für soziale Investitionen des Staates (FISE), Oscar Colindres, hat berechnet, dass 2,1 Millionen US-$ notwendig sind, um die am 31. Oktober durch den Orkan Beta an der Infrastruktur an der karibischen Küste verursachten Schäden zu reparieren. Laut der Auswertung der Schäden von FISE waren 10.194 Menschen von den Zerstörungen Betas in der Nördlichen und Südlichen autonomen atlantischen Region (RAAN und RAAS) betroffen, die Mehrzahl von ihnen lebt in den Städten Waspam, Prinzapolka, Puerto Cabezas, Laguna de Perlas und La Desembocadura de Rio Grande. Die am stärksten betroffenen Städte sind Puerto Cabezas (Bilwi) und Waspam, beide befinden sich in der RAAN.

FISE verfügt derzeit nicht über die notwendigen finanziellen Mittel und kann deshalb nicht mit den Reparaturarbeiten beginnen. Colindres sagt, dass alle notwendigen Reparaturen bei Geberorganisationen beantragt worden seien und sobald FISE die notwendigen 2,1 Millionen US-$ erhalten habe, würden die Arbeiten beginnen.

Entsprechend den Aussagen von Colindres deckt die Gesamtsumme den Ersatz von 215 Häusern, 2 Schulen, 2 Kindergärten, 376 Latrinen, 2 Gemeinschaftswassertanks und 5 Sonnenkollektoren ab, die von Beta vollständig zerstört wurden, während bei 852 Häuser, 21 Schulen und 3 Gesundheitszentren die Dächer zerstört worden waren. An erster Stelle steht die Reinigung von Brunnen, weil 143 der für den menschlichen Verbrauch verwendete Brunnen kontaminiert wurden. In der Auswertung von FISE wurde das Ausmaß der Erntezerstörungen nicht benannt.

Die Bürgermeister der fünf am stärksten betroffenen Gemeinden versuchen gegenwärtig, von der Regierung in Managua finanzielle Hilfe für ihre Städte zu erhalten, um den betroffenen Menschen helfen zu können. Leslie Downs, Bürgermeisterin von El Desembocadura del Rio Grande, sagte den Medien, dass, während die Regierung beabsichtige, drei Monate lang Nahrungshilfe für zwölf Gemeinden in ihrer Stadt zu liefern, obwohl eine mindestens zwölf Monate anhaltende Hilfe notwendig wäre, um eine Hungersnot in der Region zu vermeiden, da "fast die gesamte Ernte im Gebiet zerstört worden sei und es keine alternativen Arbeitsmöglichkeiten für die Mehrheit der Menschen gibt", (La Prensa, 08.11., El Nuevo Diario, 09.11., Radio Ya!, 08.11.)

Kaffeebauern sind über fehlende Kaffeepflücker besorgt

Nicaraguanische Kaffeebauern sind darüber besorgt, dass sie nicht genug Kaffeepflücker finden werden, die ihre Kaffeeernte ab jetzt pflücken, weil so viele Landarbeiter beschlossen haben, für die Zeit der Kaffeeernte nach El Salvador oder Costa Rica zu gehen, wo sie höhere Löhne verdienen können. Amilcar Navarro, der Präsident der nationalen Vereinigung von Kaffeebauern (UNICAFE), erklärte, dass dieses Jahr für Kaffeepflanzer ein besonders gutes Jahr in ganz Mittelamerika sei, was dazu führe, dass es eine viel höhere Nachfrage nach Kaffeepflücker in der Region gäbe. Er glaubt, dass wahrscheinlich ein großer Teil der Kaffeeernte dieses Jahres in Nicaragua aufgrund fehlender Arbeitskräfte verderben könnte, was er gleichzeitig als eine "Katastrophe für die nicaraguanischen Kaffeebauern" bezeichnete.

Der Arbeitsminister Virgilio Gurdian sagt, dass sein Ministerium noch keine Anfragen aus Costa Rica oder El Salvador erhalten habe, damit dort nicaraguanische Arbeitskräfte auf Kaffeeplantagen arbeiten könnten. Gurdian sagt auch, dass der internationale Kaffeepreise in diesem Jahr sehr gut sei und deshalb die nicaraguanischen Bauern daran denken sollten, höhere Löhne zu bezahlen, um so sicherzustellen, dass sie am Schluss nicht ohne Pflücker dastehen.

Gurdians Stellungnahme erweckte den Eindruck, dass er nicht sehr viel über die Situation weiß, wenn man bedenkt, dass die Bitte um Wanderarbeiter von einer Regierung an einen Andere sehr selten ist (wenn es sie überhaupt jemals gab), aber Anfragen von privaten Unternehmen oder Personen durchaus üblich sind, wenn sie Arbeiter in einem anderen Land benötigen. Außerdem wurde sein Vorschlag, dass nicaraguanische Bauern einfach höhere Löhne bezahlen sollten, von Navarro als "nicht hilfreich" betrachtet, der dazu erklärte, dass die Preise für alle Produktionsmittel in der Landwirtschaft in Nicaragua höher seien als in den Nachbarländern, Transportkosten, Wasser und elektrische Energie teurer als in anderen Zentralamerikanischen Ländern sei, was es unmöglich mache, dass Kaffeebauern die Löhne an andere Ländern anpassen und dennoch einen Gewinn erzielen könnten. (La Prensa, 09.11.)

Dies ist eine auszuweise Übersetzung des Nicaragua News Service Autor: Hannah Given-Wilson.
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Herausgeber der deutschsprachigen Übersetzung: Nicaragua-Forum Heidelberg. Tel.: 06221-472163, V.i.S.d.P.: Rudi Kurz
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